VGL-Lich e.V.

Licher Wochenblatt zu unserer

Jahreshauptversammlung am 20.07.2024

Gießener Allgemeine Zeitung zum

Keltern mit der EKS und Einweihung

der neuen Lehrküche in unserem Vereinsheim

Licher Wochenblatt zur

Jahreshaupversammlung

Gießener Allgemeine vom 13.10.2023 Seite 39

Von A bis Z selbst gemacht

Stand:12.10.2023, 11:51 Uhr

Von: Ursula Sommerlad

Gelee kommt aus dem Glas, Tomatensoße aus der Dose und alles gibt’s im Supermarkt: Mit diesem Weltbild wachsen viele Kinder auf. Der Verein für Garten- und Landschaftspflege Lich will daran rütteln und bietet sein Gelände verstärkt als Lernort an. Die neue Lehrküche, finanziert mithilfe des Regionalbudgets, ist dabei ein echter Trumpf.

Jeden Morgen vor der Hofpause gibt es für die Grundschüler der Erich-Kästner-Schule ein gemeinsames Frühstück im Klassenzimmer. Bei den Zweitklässlern stehen seit vergangener Woche Gläser mit köstlichem Apfelgelee auf dem Tisch. Das Besondere daran: Die Kinder haben den Fruchtaufstrich von A bis Z selbst gekocht. Nicht in der Schule, sondern vor gut einer Woche in einer groß angelegten Aktion des VGL, dem Verein für Garten- und Landschaftspflege Lich. Bei dieser Gelegenheit haben die Grundschüler dort auch die neue Lehrküche eingeweiht, die der Verein auch dank Förderung aus dem Regionalbudget des Vereins Gießener Land anschaffen konnte. Beim VGL sollen Kinder und Jugendliche künftig lernen, wie Obst und Gemüse ökologisch angebaut und wirtschaftlich weitergenutzt werden kann.

Im geschäftsführenden Vorstand des VGL ist einiger pädagogischer Sachverstand versammelt. Vorsitzender Wolfgang Hölzer war Leiter der Friedrich-Magnus-Gesamtschule, sein Stellvertreter Jürgen Vesely ist Schulleiter an der Erich-Kästner-Schule in Lich. Die beiden haben ein Konzept ersonnen, wie das etwa 3000 Quadratmeter große Grundstück des VGL künftig als Lernort intensiver genutzt werden kann. Pflanzen bestimmen oder die Tierwelt im Feuchtbiotop beobachten: Mit solchen Vorschlägen will der Vorstand künftig offensiv auf Schulen und Kitas zugehen. Aber auch mit Angeboten, wie Obst und Gemüse nicht nur selbst anzubauen und zu ernten, sondern auch vor Ort weiterzuverarbeiten. Der Aktionstag mit den Zweitklässlern war dazu nur ein Auftakt.

Nach Auskunft von Harald Weisbecker, der als Kassenwart gemeinsam mit Hölzer und Vesely den geschäftsführenden Vorstand bildet, hat der VGL derzeit rund 220 Mitglieder. Nicht schlecht, sollte man auf den ersten Blick meinen. Doch die Altersstruktur gibt dem Vorstand zu denken. Die geplante engere Zusammenarbeit mit Kitas und Schulen vor Ort begreifen die Verantwortlichen deshalb auch als Chance, neue Mitglieder für die Arbeit des Vereins zu gewinnen. Vor allem junge Familien haben sie dabei im Blick. Die Hoffnung: Wenn die Kinder daheim von ihren Aktivitäten beim VGL erzählen, werden vielleicht auch die Eltern neugierig.

Dass die neue Lehrküche, die im August im Vereinsheim eingebaut wurde, die Möglichkeiten erheblich erweitert, wurde beim Besuch der fünf zweiten Klassen aus der Erich-Kästner-Schule schnell deutlich. »Alle durften mit anpacken«, berichtet Harald Weisbecker. Klassenweise wurde das Obst gewaschen, geschnippelt und zu goldgelbem Saft gepresst. Die Funktionsweise der Kelter hatte eingangs Wolfgang Hölzer erläutert. Unter Regie von Petra Weisbecker konnten die Kinder anschließend in der neuen Lehrküche in den riesigen Kochtöpfen rühren und das fertige Gelee in die vorbereiteten Gläser abfüllen. Wieder einmal mussten die Helfer vom VGL dabei feststellen, wie sehr tradiertes Alltagswissen in den letzten Jahrzehnten verloren gegangen ist. Dass Gelee fest wird, wenn es abkühlt, wussten etliche Grundschüler bis dahin nicht.

Naturnaher Unterricht

Von der Möglichkeit, für die Lehrküche einen Zuschuss aus dem Regional-Budget zu beantragen, hatte der Verein kurzfristig erfahren. »Eine Woche vor der Vorstandssitzung kam eine Rund-Mail der Stadt an die Vereine«, erinnert sich Harald Weisbecker. »Da haben wir es einfach versucht.« Mit Erfolg. 6600 Euro hat die neue Küche gekostet, 5280 Euro wurden bewilligt. Gesehen hat der Verein das Geld allerdings noch nicht. »Eine Erstattung erfolgt erst nach Prüfung der Belege, vermutlich im November 2023«, erläutert der Kassenwart, der sich um sämtliche Formalitäten gekümmert hat.

Jetzt hoffen die Verantwortlichen, dass die neue Lehrküche in Zukunft rege genutzt werden kann. »Naturnaher Unterricht, verbunden mit praxisorientierten Tätigkeiten für Kindergarten- und Schulkinder auf unserem Vereingelände«: So lautet das erklärte Ziel. Um es zu erreichen, muss das Außengelände umgestaltet werden. Mitglieder, die mit anpacken wollen, sind herzlich eingeladen, sich zu melden.